Thüringen: Mehr Menschen mit Depressionen

Thüringen: Mehr Menschen mit Depressionen

Isolation, Streit in der Familie, Existenz­ängste durch Kurzarbeit, Arbeits­lo­sigkeit, Insolvenz: In der Corona-Krise haben Menschen besonders stark mit psychi­schen Problemen zu kämpfen. Was sich durch die Pandemie jetzt noch einmal zuspitzt, ist bereits seit Jahren ein ernst­zu­neh­mendes Problem. Laut Daten der KKH Kaufmän­nische Kranken­kasse leiden in Thüringen immer mehr Menschen an Depres­sionen: 2018 haben Ärzte bei rund 5.500 KKH-Versi­cherten im Freistaat eine depressive Episode diagnos­ti­ziert. Gegenüber 2008 bedeutet das ein Plus von rund 48 Prozent. In anderen Bundes­ländern ist die Lage noch kriti­scher: In Sachsen-Anhalt etwa regis­triert die KKH den größten Anstieg von mehr als 66 Prozent. Bundesweit ist die Zahl der Betrof­fenen um fast 40 Prozent auf rund 220.000 geklettert.

In Thüringen ist mittler­weile jeder Zehnte an einer Depression erkrankt. Vor allem Frauen sind gefährdet, denn sie sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Aller­dings verzeichnet die KKH bei den Männern einen etwa doppelt so großen Anstieg als bei den Frauen. Darüber hinaus erhalten immer mehr Versi­cherte im Freistaat ein Rezept über ein Antide­pres­sivum: 2018 haben Ärzte jedem 13. ein solches Medikament verschrieben. Im Vergleich zu 2008 ist das ein Plus von knapp 33 Prozent (Bundes­durch­schnitt: rund 26 Prozent).

Die Ursachen für eine Depression sind vielfältig. Neben geneti­schen und neuro­bio­lo­gi­schen Faktoren können trauma­tische Erleb­nisse wie Gewalt und Missbrauch, Krisen wie Jobverlust und Trennungen oder schwere Krank­heiten eine Rolle spielen. Die Betrof­fenen fühlen sich extrem nieder­ge­schlagen, sind erschöpft und antriebslos, verlieren ihre Inter­essen und können darüber hinaus von Schlaf­lo­sigkeit, Selbst­zweifeln, Schuld­ge­fühlen und Konzen­tra­ti­ons­stö­rungen geplagt sein.

Bei Männern zeigen sich Depres­sionen oftmals anders als bei Frauen, deshalb werden sie häufig nicht gleich erkannt. Depressive Männer sind eher gereizt und neigen zu Aggres­sionen, wohin­gegen bei Frauen Erschöpfung und Traurigkeit im Vorder­grund stehen. Männer geben darüber hinaus meist beruf­liche Konflikte als Grund für depressive Stimmungen an. Bei Frauen spielen eher familiäre oder gesund­heit­liche Probleme eine Rolle. Männern fällt es zudem häufig schwer, über seelische Leiden zu sprechen, meist aufgrund der gesell­schaft­lichen Erwar­tungen an sie. Frauen fühlen sich in der Regel stärker belastet und suchen schneller nach Hilfe. Eine Depression ist eine schwere Krankheit, die im schlimmsten Fall tödlich enden kann. Deshalb muss sie so früh wie möglich behandelt werden. Bei einem Verdacht führt der erste Weg zum Hausarzt. Er überweist dann an einen Psych­iater oder einen Psychotherapeuten.

Textquelle: Susanne Wallentin, KKH

Statis­tiken: KKH

Bildquelle: An der Schwelle zur Ewigkeit. Gemälde von Vincent van Gogh, 1890 / Lizenz: Gemeinfrei