Corona-Studie: Ältere Kinder haben häufiger Antikörper

COVID-19-Test. William G. Dundon bereitet die Extraktion des Virus­genoms vor. Die Echtzeit-RT-PCR ist die genaueste Methode zum Nachweis des COVID-19-Virus. Foto: Dean Calma / IAEA, Lizenz: CC BY 2.0

Corona-Studie: Ältere Kinder haben häufiger Antikörper

Im Rahmen der Studie C19.CHILD Hamburg des Univer­si­täts­kli­nikums Hamburg-Eppendorf (UKE) werden 6000 gesunde und chronisch kranke Kinder und Jugend­liche im Alter von 0 bis 18 Jahren auf die Häufigkeit und Schwere einer Infektion mit dem neuar­tigen Corona-Virus unter­sucht. Rund sechs Wochen nach dem Studi­en­start liegen nun erste Zwischen­er­geb­nisse der Studie vor: Bei 3107 Probanden konnte kein Virus im Nasen-Rachen-Abstrich per PCR nachge­wiesen werden, bei 2436 Kindern und Jugend­lichen wurde ein Antikör­pertest gegen das SARS-CoV‑2 durch­ge­führt, 36 Kinder und Jugend­liche waren positiv.

»Unsere Studie hat eine außer­or­dentlich große Unter­stützung aus der Hamburger Bevöl­kerung, vielen Stiftungen und Sponsoren erfahren. Bis heute haben 5000 Kinder und Jugend­liche daran teilge­nommen. Innerhalb weniger Wochen hat ein Team von über 100 Ärztinnen und Ärzten, Pflegenden, Studie­renden, Labor­me­di­zinern, Statis­tikern und Wirtschafts­wis­sen­schaftlern einen großen Datensatz ermittelt. Erste Auswer­tungen zeigen, dass nur 1,5 Prozent der Kinder und Jugend­lichen Antikörper gebildet haben und wir weit von einer Herden­im­mu­nität entfernt sind«, sagt Prof. Dr. Ania C. Muntau, Direk­torin der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugend­me­dizin des UKE, die die Studie gemeinsam mit Prof. Dr. Søren W. Gersting, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugend­me­dizin, und Prof. Dr. Thomas S. Mir, Klinik und Poliklinik für Kinder­kar­dio­logie, leitet.

Für eine erste Studi­en­phase im Zeitraum vom 11. Mai bis 5. Juni wurden zunächst Daten zur Häufigkeit von COVID-19-Infek­tionen bei gesunden und chronisch kranken Kindern und Jugend­lichen ausge­wertet. Bei den Kindern und Jugend­lichen wurde ein Nasen-Rachen-Abstrich durch­ge­führt, um festzu­stellen, ob eine akute Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus vorliegt. Außerdem wurde eine Blutent­nahme zur Bestimmung von Antikörpern gegen das Virus angeboten, um zu prüfen, ob der Proband sich bereits mit dem Virus ausein­an­der­ge­setzt hat. Bisher liegen 3107 Nasen-Rachen-Abstriche und 2436 Antikör­per­be­funde vor.

Die Studi­en­teil­nehmer stammen aus allen Hamburger Stadt­teilen und setzen sich aus 46,4 Prozent weiblichen und 53,6 Prozent männlichen Probanden aller Alters­gruppen zusammen. Im Schnitt sind die Teilneh­menden 7,4 Jahre alt. Im Vergleich mit der Hamburger Kinder­be­völ­kerung sind alle Alters­gruppen gut in der Studie reprä­sen­tiert. Die junge und mittlere Alters­gruppe bis zu 10 Jahren ist in der Studie etwas stärker vertreten, die Alters­gruppe 10 bis 18 etwas schwächer.

Bei 36 von 2436 Kindern konnten Antikörper im Blut nachge­wiesen werden, dies entspricht bei Berück­sich­tigung der Genau­igkeit des Tests und der Größe der Studi­en­ko­horte 1,2 bis 1,5 Prozent. Keines der bis zum 6. Juni unter­suchten Kinder hatte einen positiven Nasen-Rachen-Abstrich, somit lag bei keinem der Teilneh­menden eine akute Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus vor. »Daraus können wir schluss­folgern, dass die Lockdown-Maßnahmen für die Kinder und Jugend­lichen in Hamburg erfolg­reich waren«, erklärt Prof. Muntau.

Auffällig ist, dass die positiv getes­teten Kinder im Schnitt älter als der Durch­schnitt der Studi­en­ko­horte sind. Wenn man die Kohorte in zwei Gruppen teilt, ergeben sich in der Alters­gruppe von 0 bis 9 Jahren ein Prozent positive Antikör­per­nach­weise und in der Alters­gruppe von 10 bis 18 Jahren zwei Prozent. Die Wahrschein­lichkeit, einen positiven Antikör­pertest zu haben, steigt bei den Kindern der C19.CHILD Hamburg-Studie mit zuneh­mendem Alter, und zwar mit jedem Lebensjahr um acht Prozent.

Unter den Probanden waren 964 Kinder und Jugend­liche mit chroni­schen Vorer­kran­kungen, davon beispiels­weise 300 Kinder mit einer onkolo­gisch-hämato­lo­gi­schen Erkrankung, 200 mit Erkran­kungen des zentralen Nerven­systems, 150 mit Herz-Kreislauf-Erkran­kungen sowie 150 mit Nierenerkrankungen.

»Inter­es­san­ter­weise sehen wir einen Unter­schied in der Häufigkeit des Antikör­per­nach­weises zwischen den beiden Gruppen mit und ohne Vorer­kran­kungen – bei Kindern mit Vorer­kran­kungen sind es 1 Prozent, bei Kindern ohne Vorer­kran­kungen 1,7 Prozent. Warum das so ist, werden wir im weiteren Verlauf unter­suchen«, erklärt Prof. Muntau.

Die positiv getes­teten Kinder werden nun in einer Follow-up-Phase über einen Zeitraum von sechs Monaten begleitet. Bei den 36 positiv getes­teten Kindern und Jugend­lichen wurden die Unter­su­chungen auf 15 Geschwis­ter­kinder und 91 erwachsene Personen aus dem gleichen Haushalt ausge­weitet, um mögliche Übertra­gungswege nachzu­voll­ziehen. Ebenso sollen im weiteren Studi­en­verlauf die immuno­lo­gi­schen und bioche­mi­schen Folgen der Inter­aktion des Virus mit dem kindlichen Immun­system erforscht sowie Risiko­gruppen unter chronisch kranken Kindern identi­fi­ziert werden.

Die Studie läuft noch bis Ende Juni an allen Hamburger Kinderkliniken.

Textquelle: Saskia Lemm, Univer­si­täts­kli­nikum Hamburg-Eppendorf

Bildquelle: COVID-19-Test. William G. Dundon bereitet die Extraktion des Virus­genoms vor. Die Echtzeit-RT-PCR ist die genaueste Methode zum Nachweis des COVID-19-Virus. Foto: Dean Calma / IAEA, Lizenz: CC BY 2.0