Brust­krebs: Depression als Begleiterkrankung

Bild einer Frau. Foto: Jiri Hodan, Lizenz: CC0

Brust­krebs: Depression als Begleiterkrankung

Selbst nach einer erfolg­reichen Therapie sind viele Brust­krebs­pa­ti­en­tinnen noch über lange Zeit sehr belastet. Wissen­schaftler im Deutschen Krebs­for­schungs­zentrum (DKFZ) haben in einer Studie mit insgesamt mehr als 4.000 Frauen belegt, dass gerade Patien­tinnen, deren Therapie bereits 5 bis 15 Jahre zurück­liegt, häufig mit Depres­sionen kämpfen. Das zeigt, wie wichtig es ist, die psychische Verfassung bei der Behandlung betrof­fener Frauen nicht zu vernachlässigen.

Brust­krebs ist nach wie vor die häufigste Krebs­er­krankung bei Frauen. Weltweit diagnos­ti­zieren Ärzte jedes Jahr mehr als zwei Millionen Neuerkran­kungen; allein in Deutschland erhalten jährlich rund 69.000 Patien­tinnen diese Diagnose. Gleich­zeitig verbessern sich aber auch die Überle­bens­chancen dank immer besserer Diagnostik und Therapie. Doch auch nach einer erfolg­reichen Behandlung ist die Lebens­qua­lität vieler Betrof­fener noch lange Zeit einge­schränkt. Sie leiden etwa unter dem chroni­schen Erschöp­fungs­syndrom Fatigue oder unter thera­pie­be­dingten Muskel- und Gelenk­schmerzen. Auch über Depres­sionen klagen viele Betroffene.

»Während das Auftreten von Depres­sionen innerhalb der ersten fünf Jahre nach der Brust­krebs­the­rapie bereits recht gut unter­sucht ist, ist über die Häufigkeit von Depres­sionen bei Langzeit­über­le­benden bislang wenig bekannt«, sagt Volker Arndt, Epide­miologe im Deutschen Krebs­for­schungs­zentrum. »Wir wollten wissen, welche Rolle Depres­sionen bei Patien­tinnen auch noch viele Jahre nach der erfolg­reichen Krebs­be­handlung spielen, und welche Faktoren dies mögli­cher­weise beeinflussen.«

Die DKFZ-Epide­mio­logen um Arndt unter­suchten insgesamt 3.100 Brust­krebs­über­le­bende, deren Therapie zwischen 5 und 16 Jahre zurücklag, auf Anzeichen einer Depression. Zum Vergleich schlossen sie 1.005 Frauen ohne eine entspre­chende Krebs­er­krankung in ihre Studie ein. »Wir haben festge­stellt, dass Langzeit­über­le­bende, deren Therapie bereits zwischen 5 und 15 Jahren zurück­liegt, häufiger unter Depres­sionen leiden als Frauen, die nie an Brust­krebs erkrankt waren«, sagt Erstau­torin Daniela Doege. Insbe­sondere betroffen waren Frauen, bei denen die Krebs­er­krankung wieder­ge­kehrt war oder bei denen Metastasen festge­stellt wurden. Weitere Risiko­fak­toren waren höheres Alter, Überge­wicht, sowie eine einge­schränkte oder aufge­gebene Berufs­tä­tigkeit. »Wie die einzelnen Faktoren das Depres­si­ons­risiko beein­flussen, können wir auf der Grundlage unserer Studie aller­dings nicht erklären«, sagt Doege.

Doch auch wenn sich die exakten Ursachen für das erhöhte Depres­si­ons­risiko derzeit nicht ausmachen lassen, enthält das Studi­en­ergebnis eine bedeu­tende Botschaft: »Unsere Daten zeigen wie wichtig es ist, dass behan­delnde Ärzte bei Brust­krebs­pa­ti­en­tinnen, gerade bei Betrof­fenen mit Metastasen oder wieder­keh­renden Tumoren, nicht nur die rein onkolo­gi­schen Symptome thera­pieren«, sagt Arndt. »Entscheidend ist auch, die psychische Verfassung der Betrof­fenen im Blick zu behalten und bei Bedarf Hilfe anzubieten.«

Origi­nal­pu­bli­kation:

Daniela Doege, Melissa S Y Thong, Lena Koch-Gallenkamp, Lina Jansen, Heike Bertram, Andrea Eberle, Bernd Holleczek, Ron Pritz­kuleit, Annika Waldmann, Sylke R Zeissig, Hermann Brenner, Volker Arndt: Age-specific preva­lence and deter­mi­nants of depression in long-term breast cancer survivors compared to female population controls

Cancer Medicine 2020, DOI: 10.1002/cam4.3476

Textquelle: Dr. Sibylle Kohlstädt, Deutsches Krebsforschungszentrum

Bildquelle: Bild einer Frau. Foto: Jiri Hodan, Lizenz: CC0